27. 09. 2023 Blog

Wie Marketer gefälschte Wissenschaft nutzen, um Wellness-Produkte zu verkaufen

Als Marketer bin ich mir der Wirkung überzeugender Formulierungen und ihres Potenzials bewusst, Verkaufszahlen zu steigern. Es gibt jedoch einen feinen Grat zwischen effektivem Marketing und irreführender Täuschung.

Vorsicht vor Scienceploitation: Verbraucher sollten Gesundheitsbehauptungen kritisch prüfen, besonders bei wissenschaftlichen Schlagworten.

Der besorgniserregende Trend der Verbreitung falscher Thesen im Produktmarketing beeinträchtigt das Vertrauen der Verbraucher und schadet ihrem Wohlergehen. In diesem Blogbeitrag möchte ich das Konzept der „Scienceplotation“ (Wissenschaftsausbeutung) sowie die von Marketern angewandten Taktiken beleuchten, mit denen sie Wellness-Produkte verkaufen. Ich möchte aufzeigen, wie Verbraucher am geschicktesten mit diesem Phänomen umgehen können.

 

Ausbeutung der Wissenschaft

Der Begriff „Scienceplotation“, geprägt von Timothy Caulfield, einem kanadischen Forscher für Gesundheitsrecht und -politik, veranschaulicht, wie Marken wissenschaftliche Fachbegriffe aus aufstrebenden Bereichen nutzen, um neuartige und unerprobte Produkte zu bewerben. Gerade im Fokus der Gesundheits- und Wellnessbranche haben sich Marketingfachleute dieses Prinzips bedient, um die Verbraucher mit eingängigen Begriffen zu überfluten. Vom „präbiotischen“ Soda bis hin zu „Hautentgiftungs“-Behandlungen prägen diese Begriffe die Marketinglandschaft.

 

Die Macht der Schlagwörter

Eine häufig von Marketingfachleuten angewandte Taktik besteht darin, wissenschaftliche Begriffe zu verwenden, die den Eindruck von Wirksamkeit erwecken sollen. Dabei werden oftmals Bezeichnungen wie „Aktivierung“, „Erweiterung“ und „Stimulierung“ verwendet, ohne sie klar zu definieren oder zu quantifizieren. Solche vagen Formulierungen können leicht fehlinterpretiert werden. Dies führt dazu, dass Verbraucher positive gesundheitliche Effekte erwarten, obwohl diese nicht nachgewiesen sind.

 

Manipulation von Inhaltsstoffen

Um von Gesundheitstrends zu profitieren, greifen Unternehmen oft zu trendigen Inhaltsstoffen wie „Adaptogenen“ oder „Aktivkohle“, selbst wenn die tatsächliche Menge im Produkt zu gering ist, um eine echte Wirkung zu erzielen. Die endlose Auflistung von Inhaltsstoffen auf Produktverpackungen kann überwältigend und irreführend für Verbraucher sein, da sie wichtige Informationen zur Qualität, Menge und Wechselwirkungen der Inhaltsstoffe verdeckt.

 

Fragwürdige Studien und irreführende Behauptungen

Wellness-Marken referenzieren oft auf Studien oder Forschungsergebnisse, um ihre Aussagen zu belegen. Diese sind jedoch oft nicht kontextualisiert oder haben keinen Bezug zum eigentlichen Produkt. Manchmal werden selektiv vorteilhafte Daten ausgewählt oder schlecht konzipierte Studien als Beweis angeführt. Die Folgen sind Falschaussagen und Täuschungen der Verbraucher.

Bei der Online-Suche nach authentischen Wellnessprodukten ist Umsicht gefragt.

So können Verbraucher gute Entscheidungen treffen

Als Marketer müssen wir das Wohlbefinden der Verbraucher in den Vordergrund stellen und verantwortungsbewusste Marketingpraktiken pflegen. Folgende Tipps können Ihnen bei einer bewussten Entscheidung helfen.

 

Recherchieren Sie online: Führen Sie eine gründliche Suche nach dem Produktnamen zusammen mit Begriffen wie „Bewertung“, „Beschwerde“ oder „Betrug“ durch. Dies kann Ihnen Aufschluss über den Ruf und die tatsächlichen Eigenschaften des Produkts sowie auch Erfahrungen anderer Verbraucher geben.

 

Lesen Sie die Meinungen angesehener Experten: Überprüfen Sie, was angesehene Fachverbände und öffentliche Gesundheitsorganisationen über das Produkt und seine Inhaltsstoffe sagen. Die Artikel, Erklärungen und Analysen solcher Organisationen und Fachverbände können wertvolle Informationen liefern.

 

Verifizieren Sie Studien und Dokumentationen: Seien Sie vorsichtig bei Produkten, die sich auf nur eine neue Studie stützen. Entscheiden Sie sich stattdessen für ein Angebot, das durch zahlreiche Studien und Belege unterstützt wird, da dies die Glaubwürdigkeit hinsichtlich Sicherheit und Wirkung des Produkts erhöht.

 

Glauben Sie nicht an Wunder: Denken Sie daran, dass ein einzelner Inhaltsstoff nicht alle möglichen Gesundheitsprobleme lösen kann. Wenn Produktversprechen zu schön sind, um wahr zu sein, sind sie es höchstwahrscheinlich auch.

 

Zusammenfassend ist zu sagen, dass wir als Marketingexperten eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Verbraucherentscheidungen spielen, insbesondere in den Bereichen Gesundheit und Wohlbefinden. Ehrliches und transparentes Marketing kann das Vertrauen der Verbraucher stärken und die Förderung authentischer Produkte sicherstellen. Verbraucher sollten kritisch gegenüber Behauptungen sein und Informationen von vertrauenswürdigen Quellen einholen, bevor sie sich auf ein Wellness- und Gesundheitsprodukt oder einen Trend einlassen. Die Schaffung einer Marketingwelt, die überprüfbare Fakten präsentiert, das Bewusstsein der Verbraucher schärft und damit echtes Wohlbefinden fördert, ist ein erstrebenswertes Ziel.